Andacht zum 31. Mai 2020

Wort zum Pfingst-Sonntag, 31. Mai 2020

Pfingsten in Zeiten von Corona!? Da finden diesmal keine fröhlichen Familiengottesdienste mit anschließendem Mittagessen statt. Da wird auch nicht gesungen, und auf den gebotenen Abstand ist sorgsam zu achten. Pfingsten, schrieb jemand, das sei doch eigentlich „ein Fest der Lebensfreude“. Da geht es um Gemeinschaft, um Nähe, um Austausch, um Hoffnung und Freude. Immerhin, wir können wieder „echte“ Gottesdienste feiern, wenn auch „auf Distanz“ und unter ganz ungewohnten und manchmal befremdlichen Umständen. Aber das ist immer noch besser als Gottesdienste im Livestream. „Da habe ich mich noch einsamer gefühlt als vorher“, sagte eine Frau nach einer solchen Erfahrung.

Pfingsten – da geht es um Gottes Geist, der Menschen erfüllt und aus dem Stillstand in Bewegung bringt, der lebendig macht und heilsame Veränderung bewirkt. Werden wir etwas von diesem Geist spüren können? Oder haben uns die gegenwärtigen Erfahrungen mit Corona so im Griff, dass wir für diesen Geist kaum noch empfänglich sind? „Von den Mächten dieser Weltzeit sind wir hart bedrängt. Gib uns allen deinen Geist! Doch im Glauben hast du uns schon Gottes Kraft geschenkt. Gib uns allen deinen Geist !“ (EG 570,4)

Was ist das für ein Geist, von dem wir – nicht nur an Pfingsten – sprechen? Es ist ein Geist, der Leben schafft, der lebendig macht, ein Geist, der Grenzen überwindet, Gemeinschaft stiftet, Sprachlosigkeit aufhebt und Wege zum Frieden bahnt.

„Die Welt nach Corona wird eine andere sein“, sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Und der Entwicklungsminister Gerd Müller: „Die Corona-Krise ist ein Weckruf, mit Natur und Umwelt anders umzugehen. Deswegen können wir nicht einfach zur Normalität der Globalisierung zurückkehren. Der Immer-Weiter-Schneller-Mehr-Kapitalismus muss aufhören.“ Ja, hoffentlich, denke ich. Hoffentlich wird der Druck der Corona-Krise endlich heilsame Veränderungen in der Welt bewirken. Der Geist Gottes ist einer, der die Kraft zu solchen heilsamen, lebensfördernden und friedenstiftenden Veränderungen schenkt. Darum bitten wir: „Gib uns allen deinen Geist !“ Wir haben ihn so nötig!


Petra Isringhausen, Pfarrerin für Frauenarbeit im Ev. Kirchenkreis Halle und in der Evangelischen Kirchengemeinde  Steinhagen