Wort zum 23. April 2020

Warten

Kein Tag, an dem wir nicht auf irgendetwas warten müssen. An der Supermarktkasse, im Wartezimmer, auf das Ende von … auf etwas Neues. Irgendjemand (?) hat ausgerechnet, dass wir im Laufe unseres  Lebens durchschnittlich fünf Jahre warten. Da hätten alle genug Gelegenheit,das Warten so zu üben, dass wir es irgendwann richtig gut können.

Bei mir hat es nicht funktioniert. Warten müssen macht mich immer wieder ungeduldig. Es hilft, wenn mir angezeigt wird, wie lange ich warten muss: die Stadtbahn 3 kommt in fünf Minuten. Und wenn uns  das keiner sagen kann? Dann ist die und der gut dran, wer die Wartezeit nicht nur als gestohlene Zeit ansehen kann, sondern auch als geschenkte Zeit, als Chance zu heilsamer Unterbrechung und Entschleunigung.

Die Kunst des Wartens besteht darin, inzwischen etwas anderes zu tun, hat Heinrich Spoerl gesagt.Zum Glück  haben einige das in diesen Wochen für sich selbst entdecken können. Leider geht das nicht für alle. Nicht in allen Zwangspausen lässt sich Gutes entdecken. Manche ziehen uns den Boden unter den Füssen weg. Sie bringen nicht Geduld, sondern Angst. Da braucht es jemanden, der uns aus der Beklemmung der Angst hilft.

Paulus erinnert daran, dass die Bibel genau dazu aufgeschrieben ist, dass wir in ihr die Geduld und den Trost finden, die uns helfen, Mut und  Hoffnung festzuhalten. (Römer 15, 4+5) Der Gott der Geduld und des Trostes (was für ein schöner Name!) gebe es uns allen!

von Christiane Becker, Pfarrerin in Versmold-Loxten