Andacht vom 16. Februar 2020

Wort zum Sonntag Sexagesinae, 16. Februar 2020

Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, stelle dich auf deine Füße, so will ich mit dir reden. Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, ich sende dich zu den abtrünnigen Israeliten und zu den Völkern, die von mir abtrünnig geworden sind. Tu deinen Mund auf und iss, was ich dir geben werde. Und ich sah… eine Hand gegen mich ausgestreckt, die hielt eine Schriftrolle. Und er sprach zu mir: … iss, was du vor dir hast! Da tat ich meinen Mund auf, und er gab mir die Rolle zu essen und sprach zu mir: Du Menschenkind, gib deinem Bauch zu essen und fülle dein Inneres mit dieser Schriftrolle, die ich dir gebe. Da aß ich sie, und sie war in meinem Munde so süß wie Honig. (Hesekiel 2,1 – 3,3 i.A.)
Gott spricht mit Hesekiel. Als erstes legt er das Setting für das Gespräch fest: „Stelle Dich auf Deine Füße, so will ich mit Dir reden.“ Gott will mit uns auf Augenhöhe sprechen, nicht demütig vor ihm im Staube kniend, ängstlich nach oben schauend. Nein, wenn Gott uns begegnet, dann auf Augenhöhe.
Als nächstes bekommt Hesekiel gleich seinen Auftrag: „Ich sende dich zu den abtrünnigen Israeliten und zu den Völkern, die von mir abtrünnig geworden sind.“ Eine Begegnung mit Gott ist kein warmes religiöses Gefühl, keine Wohlfühloase, sondern eine Aufforderung, ein Auftrag: „Geh!“
Das Dritte: Gott gibt Hesekiel eine Schriftrolle und fordert ihn auf: „Gib Deinem Bauch zu essen und fülle dein Inneres mit dieser Schriftrolle“ Der ganze Körper wird nun in Anspruch genommen, damit Hesekiel seinen Auftrag erfüllen kann. Und zum ersten Mal eine Reaktion von Hesekiel: „und sie war in meinem Mund süß wie Honig.“

So redet Gott auch mit uns, auf Augenhöhe, aber auch mit einem klaren Auftrag. Er sendet zu Menschen, nicht nur zu den Abtrünnigen, später dann in seinem Sohn zu den Verlassenen, Kranken, Sterbenden, Hoffnungslosen und vielen anderen. Und wenn ich um den Auftrag spüre, ihn ernst nehme und weiß, dass mich Gott auf meinem Weg nicht allein lässt, dann ist die Begegnung mit ihm „süß wie Honig“.

Martin Liebschwager ist Pfarrer in der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Harsewinkel