Andacht vom 02. Dezember 2018

Andacht zum 1. Advent, 02. Dezember 2018

Adventsgedanken


„Bitte warten Sie“, ertönt es am andern Ende der Leitung, als ich meine Bank anrufe, um mich über das neue Online- Programm zu beschweren, das ich nicht auf Anhieb verstehe. „Bitte warten Sie.“ Und es folgt eine etwas quäkige Melodie. „Bitte warten Sie.“
Also warten. Mein Blick fällt auf das Telefondisplay. Schon drei Minuten, „Bitte warten Sie.“
Plötzlich habe ich Zeit zu erleben, wie das Warten für mich ist. Ungeduld steigt in mir auf, ich schaue immer wieder auf den Display. Schon fünf Minuten. Ein schlechter Service, wie kann man mich mit meinem wichtigen Anliegen so lange in der Warteschleife hängen lassen? Ich beginne zu schwitzen und werde mit jeder Minute wütender. Was soll diese Warterei. Ich bin drauf und dran aufzulegen.
Nach langen 15 Minuten meldet sich endlich ein Mitarbeiter und erklärt mir in ganz ruhigem, wirklich freundlichem Ton, wie ich das neue Programm zu bedienen habe, wünscht mir noch einen angenehmen Tag und legt auf. Und wirklich: alles klappt. Herzlichen Dank. Eigentlich ganz einfach.
Im Nachhinein hat mich nachdenklich gemacht, wie schnell ich an den Rand der Verzweiflung komme, wenn ich einmal warten muss. Abwarten, bis sich eine Frage klärt. Unsicherheit aushalten – ein unangenehmes Gefühl.
Warten ist offensichtlich schwer. In unserer digitalisierten Zeit ist scheinbar alles sofort zu haben – muss jetzt, sofort zu haben sein. Sonst… Ja, sonst?
Inzwischen übe ich mich im Durchatmen, wenn ich wieder einmal in einer Warteschleife festhänge. Ob nun jetzt oder in einer Viertelstunde. Eigentlich ist warten eine geschenkte Zeit. Ein Moment zum Atmen, einmal nichts tun. Einmal innehalten.
In der Adventszeit ist Warten ein wichtiges Element. Warten auf den, der kommt, der uns Menschen begleitet, der mitleidet und die Zeit zu einem guten Ziel führt.
Ich wünsche Ihnen in dieser Adventszeit immer wieder Momente der Ruhe, in der Sie Ihre Sehnsucht spüren, und seien es einige Minuten in der Warteschleife.

Elisabeth Hübler-Umemoto ist Pfarrerin in der evangelischen Kirchengemeinde Versmold