Andacht vom 05. Februar 2017

Wort zum letzten Sonntag nach Epiphanias, 5. Februar 2017

Die Wüste ist ein grausamer Ort. Malerisch, aber lebensfeindlich. Am Tag unerträglich heiß, in der Nacht gnadenlos kalt. Die Wüste – für Mose ein Ort der Krise. Mose hat einen Menschen erschlagen. Unerträglich war es ihm die Unterdrückung seines Volkes zu sehen.

Nun irrt er durch die Wüste, auf der Flucht, nicht wissend, wie sein Leben weiter gehen kann nach dieser Tat. Er ist allein. In seinem Kopf stellen sich Fragen ein: War´s das jetzt? Habe ich mein Leben in den Sand gesetzt? Kommt jetzt hier in der Wüste, mein Tod?

Da passiert etwas mit ihm. Eine Stimme bringt sich zu Gehör: Zieh die Schuhe aus – hier ist heiliger Boden! Ein brennender Dornbusch – Vision von einer Heiligkeit, von etwas ganz anderem, das Mose hier begegnet. Dieses, dieser ganz andere bringt Mose auf eine neue Lebensspur. Ein Auftrag, eine neue Aufgabe: „So geh nun hin, ich will dich zum Pharao senden, damit du mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten führst.“ (2.Mose 3, 1-14)

Mose ist misstrauisch: Wer bist du? Und die Antwort eröffnet den neuen Weg: Ich bin der Ich-bin-da, ich begleite dich, es gibt noch andere Wege für dich. Ob Mose lange gebraucht hat, auszuprobieren, ob Gott für ihn ist?

Das kenne ich: Wenn ich unzufrieden bin, stöhne ich zwar, aber erst mal mache ich so weiter. Bricht nicht alles zusammen, wenn ich mich aus meinen Bindungen – zugegeben für mich schädlichen – herauslöse?

Leicht ist ein Neuanfang nicht. Mein Leidensdruck muss groß sein, ehe ich es wage, die Dinge anders zu machen. Ehe ich meinen Partner anspreche, ihn um Hilfe, um Entlastung bitte. Ehe ich um weniger Arbeitsstunden, um Vertragsänderung auf der Arbeit bitte. Was es auch ist, Veränderung braucht Vertrauen, dass das Leben auch ganz andere, bessere Wendungen nehmen kann.

Die Mose-Geschichte hilft mir, dieses Vertrauen zu gewinnen: Gott heißt wie er ist:
Ich gehe alle Wege mit. Ich werde für dich da sein. Immer und überall. Wage es, dein Leben neu auszurichten.

von Elisabeth Hübler-Umemoto, Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde Versmold