Andacht zum 26. Oktober 2014

26. Oktober 2014 - 19. Sonntag nach Trinitatis

Heilung an Leib und Seele

An diesem Wochenende werden die Uhren umgestellt, die Sommerzeit ist zu Ende. Eine Stunde wird uns geschenkt, die wir gut zum Innehalten und zur Besinnung nutzen können. Wir können dies ganz für uns allein oder auch in einer Gemeinschaft tun und vielleicht führt uns unser Weg in einen der vielen Gottesdienste in unseren Gemeinden. Es kann fruchtbar sein, denn es geht an diesem Sonntag um das Heilwerden – die Heilung an Leib und Seele (wie eigentlich in jedem unserer Gottesdienste).

Da passt der Hinweis, dass an diesem 26. Oktober im Jahr 1863, die ersten Rotkreuzvereine in Deutschland entstanden, die sich um die Versorgung der Verwundeten in den verschiedenen Kriegen kümmerten und sich bald darüber hinaus auch dem zivilen und sozialen Wirkungsbereich widmeten. Und diese Arbeit ist in Zeiten des Kampfes gegen Ebola, der Kriegsschauplätze in der Welt und gegen Naturkatastrophen gleichbleibend wichtig geblieben.

Heil werden an Leib und Seele – so viele Menschen sehnen sich danach, die Gewalt und Terror, Sorge und Angst, Existenzsorgen und eigenes Versagen erleben müssen. „Ich fühle mich wie gelähmt. Wie es morgen weiter gehen soll, weiß ich nicht.“ „Ich bin müde, habe keine Energie mehr.“ „Heile du mich, Herr, so werde ich heil; hilf du mir, so ist mir geholfen.“ In Urväter Zeiten lag das Heil und Unheil in Gottes Hand. Er allein konnte heilen, was zerbrochen war, seien es die Seelen der Menschen, die sozialen Zustände, die Zerstörung durch Krieg, Hass und Verantwortungslosigkeit.

Daran erinnert am morgigen Sonntag die Erzählung von der Heilung des Gelähmten. Vier Männer bringen einen Gelähmten auf einer Trage in Jesu Nähe. Allein hätte er es nie geschafft. Er ist auf fremde Hilfe angewiesen und er nimmt sie gerne an. Mit vereinten Kräften schaffen sie es, den Kranken über ein Dach des Hauses, direkt vor Jesu Füßen „abzuseilen“. Ein Mensch, der Hilfe braucht, weil er – aus welchen Gründen auch immer – momentan wie gelähmt ist.

Menschen, die zurzeit in unser Land, in unsere Stadt, in unsere Gemeinden kommen, weil ihnen Schaden an Leib und Seele zugefügt wurde. Menschen, die in unserer Stadt, in unseren Gemeinden leben, krank an Leib und Seele durch Überbelastung und Sorgen. Für ihn oder sie sind Trägerinnen und Träger gesucht: Träger gesucht, die für andere beten und dann auch kreativ werden, Trägerinnen gesucht, die zuhören können und ganz praktische Hilfe leisten. Träger, die selbst vom Glauben getragen werden und daraus ihre Kraft tanken. Jeder und jede von uns muss wohl seinen und ihren eigenen Weg finden um seinem und ihrem Heil zu begegnen. An diesem Wochenende sind wir – eine Stunde länger – eingeladen, in Jesu Nähe, Heilung an Leib und Seele zu spüren.  

von Birgit Gillmann, Pfarrerin in Bockhorst